Equus ist das lateinische Wort für Pferd. Therapie bedeutet „Heilverfahren" im weitesten Sinne. Therapie wir häufig mit Krankheit assoziiert. Im Zusammenhang mit psychischen oder psychosozialen und pädagogischen Maßnahmen besteht daher auch häufig noch immer eine gewisse scheu, sich selbst „ in Therapie zu begeben" oder „seine Kinder in Therapie zu schicken", da dies gleichsam einem Eingeständnis von psychischer Krankheit und damit einer gewissen Stigmatisierung gleichkäme. Aus ähnlichen Gründen wird häufig gezögert Maßnahmen mit dem Pferd, die unter diese Katheorgien fallen als Therapie zu bezeichnen.
Im Falle des therapeutischen Reitens (so wie es von SHP-E(NL) vertreten wird) glauben wir mit Recht von Equitherapie sprechen zu können, da es um eine gezieltes, auf die Problematik des Klienten zugeschnittenes Prozessangebot zur Verringerung unangenehmer Zustände – und damit im weitesten Sinne um die systematische Verbesserung der Lebensqualität geht. Hierzu bedient sie sich einer Reihe von definierter Wirkfaktoren und eines systematischen Prozessmodells.
Im Sinne eines positiven, Zuganges könnte man auch formulieren „zur Verbesserung der Lebensqualität durch gezielte prozesshafte Veränderung unerwünschter Zustände.
psychotherapeutischen Feld egal ob bei Erwachsenen oder Kindern und Jugendlichen abspielt, näher zu differenzieren, so könnte man was das Prozessgeschehen und Klientel betrifft unterscheiden in:
• Prozesse, die die (frühkindliche) Entwicklung fördern und unterstützen (Kleinkinder)
• Prozesse, die im pädagogischen Kontext die Entwicklung ergänzen (überwiegend Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsen)
• Prozesse, die im psychosozialen Bereich unterstützen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene)
• Prozesse, die rückwirkend-heilend oder regressiv erlebend in frühere Entwicklungsdefizite eingreifen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene)
Abhängig davon, ob im professionellen Hilfsangebot eher eine Ergänzung zu einer nicht völlig im Gleichgewicht verlaufende Entwicklung angeboten wird, eine Weiterentwicklung angeregt wird, oder etwas rückwirkend „repariert" werden soll, das aufgrund einer nicht befriedigend verlaufenden Entwicklung in der Vergangenheit seine Spuren im Erleben der eigenen Person und der Umwelt hinterlassen hat, liegt der Schwerpunkt eher im entwickeln, fördern, unterstützen oder heilen- entsprechend dem Grundberuf des Equitherapeuten. Dies geschieht dann im Rahmen der Equitherapie - wie im helfenden Grundberuf ohne Pferd - jedoch nun unter Einbeziehung des Pferdes mit einer tragenden Rolle im Prozessgeschehen.
Ein ganzheitliches Konzept
Ein wesentlicher Faktor in der Equitherapie ist die analoge körperliche Kommunikation, die sich mit und auf dem Pferd als Bewegungsdialog äußert. Durch den Dialog mit Pferd, Gruppenmitgliedern und dem Therapeuten im Rahmen einer „tragenden" Beziehung kann (in Verbindung mit einem entsprechenden Prozessmodell) , die Selbsteinschätzung, das Selbstbild und das Selbstbewusstsein entwickelt und damit die Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden. Die analog kommunizierende Komponente und das Getragen werden ermöglicht bei frühkindlichen Erlebnissen an zu schließen oder dieser zu ergänzen oder zu „reparieren", soferne das nötig erscheint. Die psychomotorischen, psychosensorischen und psychosozialen Komponenten können gezielt zum Erleben und zur Entwicklung von Fertigkeiten innerhalb dieser Bereiche führen. Die Beziehungsenntwicklung zwischen (dem individuellen) Pferd und (individuellen) Klienten unter Begleitung des Therapeuten ist dabei ein essenzieller Faktor.
Je nachdem, ob das entwickeln von Fähigkeiten und Fertigkeiten im Vordergrund steht, die F’roderung der Persönlichkeitsentwicklung oder das „reparieren" oder verarbeiten von historischen Konflikten oder Traumata, führt die Kombination aus dem Einsatz des Pferdes, der angebotenen Übungen und der Interventionen des Therapeuten zu den, im Behandlungsplan vorgesehenen Zielvorgaben.
Das Therapiekonzept von SHP-E(NL) stellt sich daher als ein ganzheitliches, wohl definiertes und systematisches Prozessgeschehen dar, in dem - ausgehend von einer Dreiecksbeziehung zwischen Therapeut, Klient und Pferd - ziel- und methodenorientiert operiert wird.
Die Aufgabe des Pferdes
Dem Therapiepferd kommt dabei eine wesentliche Aufgabe zu, die es befähigt mehr als nur ein „Bewegungsimpulslieferanten" oder Turn- oder „Schmusegerät" zu sein. Ausgehend von den positiven Ressourcen des Klienten soll ihm in einer sicheren, gut strukturierten, aber dennoch anregenden Dreieckssituation die Möglichkeit geboten werden, über den Beziehungs- und Bewegungsdialog mit dem Pferd, unter Begleitung des Therapeuten, gezielt neue Erfahrungen zu machen. Diese Erfahrungen finden auf dem kognitiven, aber auch sensorischen, emotionellen, motorischen und sozialen Niveau statt. Diese Erfahrungen eröffnen ihm neue Möglichkeiten des Verhaltens und Erlebens seiner selbst und seiner Umwelt in der er lebt und seiner eigenen Interaktion mit dieser Umwelt. Die biomechanische und sensorische und emotionelle Interaktion mit dem Pferd stimuliert die Entwicklung und Übung unterschiedlichster Fähigkeiten (siehe Formen von Equitherapie) Hierdurch können Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen und Verhaltensänderungen initiiert werden, die dann einen Transfer in den Pferdelosen Alltag ermöglichen. Das Pferd sollte in diesem Prozess als Katalysator wirken.